Montag, 23. April 2012

Ist uns Musik was wert?


Die GEMA vertritt in Deutschland die Urheberrechte von mehr als 64.000 Mitgliedern (Komponisten, Textautoren und Musikverleger) sowie von über zwei Millionen Rechteinhabern aus aller Welt. Auch ich gehöre seit über 30 Jahren dazu und bin froh, dass es eine Einrichtung dieser Art gibt, obwohl ich mit dem Verteilungsschlüssel und der Aufteilung von E- und U-Musik nie konform ging. Auch bin ich kein ACTA-Freund und der Meinung, dass das Urheberrecht, was z. B. Patente betrifft, die durch öffentliche Gelder gefördert, bzw. entstanden sind, reformiert werden sollte. Aber das Urheberrecht abschaffen, so wie es die Piratenpartei fordert, ist in meinen Augen ein ideologischer Stumpfsinn und führt zur Verarmung der Kultur. Sollte sich die Denke der Piraten (warum heissen die wohl so?) durchsetzen, besteht die Befürchtung seitens des Schaffenden, dass mir sofort jede Idee geklaut wird und ich diesselbe lieber vor der Öffentlichkeit verberge - diese also im stillen Kämmerlein versauert.

Mozart hatte auch keinen Urheberrechtsschutz ist oft zu hören. Richtig! Piraten gab es auch schon damals, aber keine Kopierer, Computer, Aufnahme- oder sonstige Vervielfältigungsgeräte. Die Noten konnten nur durch sogenannte, vom Komponisten beauftrage Kopisten, die von Hand die Noten schrieben, multipliziert werden. Wollte Mozart verhindert, dass irgendein Depp sein Werk spielt, rückte er einfach seine Noten nicht raus. Weiterhin ist von den Piraten zu hören, dass ihnen geistiges Eigentum wichtig sei und es ihnen nur um die freie Vervielfältigung und Nutzung im Sinne von Creative Commons (schöpferisches Gemeingut) im privaten Rahmen gehe. Wenn aber von den „Produkten“ meines Geistes, bzw. der von Fotographen, Musiker, Autoren und freien Journalisten die wirtschaftliche Existenz abhängt, dann ist Schluss mit lustig, weil andere, eine konsumierende, passive Im-Internet-ist-alles-umsonst-Masse, über die Verwendung meiner geistigen Arbeit entscheiden und verfügen kann.

Lange Zeit konnte man, ist leider heute vereinzelt immer noch so, meine DVDs samt kopierte Bücher von einem Piratenportal namens Rapidshare runter laden. Ich konnte täglich ohnmächtig den Anstieg des Downloadzählers auf diesem Gangsterportal verfolgen. Mein Verlag ging juristisch dagegen vor. Das Ende vom Lied und das Fazit des Justiziars war „man kann nichts dagegen machen, der Server steht im Piratenstaat Schweiz“!! Glücklicherweise hat sich die Situation etwas verbessert. Als der Fuzzy von Mega-Upload verhaftet wurde (leider schon wieder auf freiem Fuß) waren viele dieser Parasiten-Portale über Nacht aus dem Netz verschwunden. Man muss sich vorstellen, eine Musikautor wie ich, der relative kleine Stückzahlen (wer will schon Flamencogitarre lernen im Knöpfedrücker-Zeitalter ) von seinen DVDs, Büchern oder CDs verkauft, muss mit ansehen, wie Tag für Tag hunderte seiner Publikationen einfach so ge-downloaded werden - für lau?! Das ist dann „Open Access“ - das Zauberwort der Piraten und für mich der „Access denied“ auf mein Bankkonto.

Noch so'ne Story, die jetzt nichts mit dem Urheberrecht zu tun hat, aber mit Piraterie: Zu meinem Flamenco-Metronom, das inzwischen von vielen gegutenbergt wird, gibt es eine Testversion „Try before buy“ for free zum Download, auf meinem Server und auf vielen anderen. Oft erhalte ich Mails  aus irgendeinem Winkel dieses Planeten, dass sie das Metronom gekauft hätten, es aber nur kurze Zeit liefe (also Testversion). Will heißen, es gibt also tatsächlich Portale, die meine Testversion als vollwertiges Programm für ein paar Dollars verkaufen. Jetzt erklär mal einem Taiwaner, dass dies zwar dein Produkt ist - du aber mit diesem Deal nichts zu tun hast (¡*[^#˜¯¬).

Ich hoffe, dass der Medienhype um die ach so toll aufsteigende Partei ( „Der Aufstieg der Piratenpartei verläuft so rasant wie der der NSDAP zwischen 1928 und 1933.“ - Zitat des parlamentarischen Geschäftsführers der Berliner Piraten-Fraktion, Martin Delius) bald etwas nachlässt und wir Musiker, Autoren, also alle die um Ihre Zukunft zu bangen haben, sich wehren und den Bürgern klarmachen, dass die Kostenlos-Kultur weder im Netz noch im realen Leben sich nicht durchsetzen darf. Wobei man meiner Meinung nach über neue Wege, wie z. B. über pauschale Abgabesysteme auch für das digitale Kopieren und das Konzept einer kostenpflichtigen Kultur-Flatrate durchaus diskutieren kann/sollte.

Dazu ist inzwischen einiges passiert im Web. Einen sehr guten Beitrag leistete Sven Regener (Element of Crime / Roman Herr Lehmann)  in einem BR-Interview:




Der Beitrag der Musikindustrie entspricht nicht ganz der Realität und ist auch nicht mehr ganz zeitgemäß.  Erklärt aber dem Laien ziemlich gut was Urheberrecht im Bereich Musik bedeutet:



Auch die GEMA bleibt nicht passiv. Hier die extra ins Leben gerufene Web-Präsenz Musik ist uns was wert. Interessante Themen und Video wie:
Wie entsteht der Verteilungsplan der GEMA?
Warum ist die GEMA nicht die GEZ?
Wieso brauche ich die GEMA?
Warum bist Du in der GEMA?
Schützt die GEMA unsere Kompositionen?


Noch mal: Diebstahl bleibt Diebstahl.









Nachtrag: Das Interview ist übrigens auch auf BR3 zu hören. Ist also nicht geklaut - auch werden keine Urheberrechte verletzt.



Montag, 2. April 2012

Blog - EOL

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